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World of AMIGA 2000 (Köln)

Author: Manfred RauerDas Jahr 2000 war ein Jahr voller Erwartungen und Hoffnung. Vieles wurde angekündigt, und ebenso vieles auch wieder abgekündigt. Aber eines war so überraschend gekommen, dass man garnicht mehr wusste wie einem geschieht. So hatte die gebeutelte Amiga-Fangemeinde in diesem Jahr die Wahl zu treffen “Fahre ich nun dieses Jahr zu zwei Messen oder nicht?”. Erst in der Novemberausgabe der AMIGAplus wurde davon berichtet dass es dieses Mal eine zweite Amigamesse geben wird, und auch noch allein für AMIGA-Computer (was ja schon eine Besonderheit für sich ist).

Auf einer reinen Amigamesse war ich seit ich mich zurückerinnern kann noch nie, und das war (abgesehen von den zusätzlichen Ankündigungen) Grund genug für mich, mir dieses Spektakel nicht entgehen lassen zu dürfen. Es war auch das erste Mal dass ich mich in eine der Mitfahrbörsen eingetragen habe um dort den Einen oder Anderen zu finden, der u.U. auch nach Köln will und dem die Strecke allein einfach zu strapatiös ist. Zu meinem Glück hat sich dann auch jemand aus meiner Nähe (Magdeburg) gemeldet, und so konnte die Reise am Sonntagmorgen beginnen.

MediaparkIch war ja von der für mich von Erfolg gekrönten Messe in Neuss ziemlich verwöhnt. Ich traf dort Bill Mc Ewen, reichte ihm die Hand und besuchte sein äußerst interessantes Seminar. Auch für diese Messe wurde die Anwesenheit von Bill und AMIGA angekündigt, und ich war gespannt wieviele Amigabegeisterte nun auf solch eine reine Amigamesse kommen würden.

In Köln angekommen hat man den Mediapark auch recht gut gefunden, trotz fehlender Hinweisschilder. Anstelle um 10 Uhr öffnete die Messe erst um 11 Uhr, dadurch mussten die interressierten Besucher bis zu einer Stunde Warten, ich hingegen nur 30 Minuten da ich zu spät angekommen war. Statt der 18 DM Eintritt brauchte ich dann nur 15 DM zu bezahlen weil man kein Wechselgeld hatte und alle mit Scheinen Bezahlen wollten. Na gut dachte ich, sowas kann ja mal passieren, und betrat den Ausstellungsbereich. Besonders viele Besucher waren an diesem Sonntag nicht da, es verlief sich ein wenig die Menge. Das hatte den Vorteil, man kam an jeden Stand gut heran und man konnte sich in aller Ruhe mit den Leuten an den Austellungsständen unterhalten. Aber bevor ich ein Wort rausbekam verschlug es mit erst mal ein Wenig die Sprache als ich die Messepreise der dort angebotenen Artikel sah.

Preisvergleich “Vesalia”
Messepreis Artikel Anzeige APlus 1/2001
DM 900,–
Cyberstorm MKIII 040/40
DM 899,–
DM 1200,–
Cyberstorm MKIII 060/50
DM 1249,–
DM 400,–
BVision
DM 499,–
DM 420,–
Cybervision 64/3D
DM 409,–
DM 99,–
Exodus
DM 99,–
DM 400,–
Mediator PCI 1200
DM 439,–

Die “billigeren” Angebote habe ich mal hellgrau hinterlegt. Bei den anderen Händlern sah es auch nicht besser aus. Die Messepreise waren so nah am Versandpreis dass sich die Fahrt+Eintritt eigentlich nicht bezaht gemacht hat. Doch was solls, viel wollte ich sowieso nicht ausgeben, sondern mal wieder mit anderen Amiganern in Kontakt treten und mir die Messeneuheiten ansehen.

Mediator mit TV-Karte und Voodoo in im E/BOX-Tower in AktionDas Wort was auf der Messe wohl am häufigsten fiel war PCI. Alles redete von Voodoo-Karten für den Amiga und so allerlei technischen Spielereien wie WinTV und Ethernetkarten. Die Firma Elbox präsentierte stolz an ihrem Stand einen A1200 in einem E/BOX-Tower mit der Mediator 1200PCI Buserweiterung, und den eben genannten PC-Karten die sogar funktionierten.

Unterstützt werden derzeit folgende Komponenten:

Mediator PCI 4000Aber nicht nur an den A1200 wurde gedacht, auch für den A4000D im Towerumbau wurde eine Busplatine vorgestellt, diese hatte man aber gut versteckt und nur auf Anfrage unter dem Tisch hervorgeholt. Diese Platine verfügt über gar sechs PCI Steckplätze, sowie sieben Zorro3/2 Schnittstellen und einen AGA-Videoslot. Laut Aussage von Elbox wird diese Variante demnächst bei Vesalia erhältlich sein. Somit ist die PCI-Lösung nun auch für den Poweruser mit seinem geliebten 4000er interessant geworden. Hoffentlich kommt diese Lösung bald auf den Markt, gewartet hat die Userschaft darauf ja schon seit 1997, als seiner Zeit Micronik erstmals eine Busplatine mit aktiven PCI-Steckplätzen der Öffentlichkeit vorstellte. SHARK PPC G3/G4Man konnte – wenn man ganz genau darauf geachtet hat – auch ein kleines Schildchen an der Decke hängen sehen, welches einen daran erinnern sollte dass da bei Elbox noch etwas anderes in der Mache ist. Ich rede hier vom SHARK-PPC-Board. Diese Turbokarte soll laut Angaben von Elbox auf einen der PCI-Slots des Mediator aufgesteckt werden und einen G3/G4 PowerPC-Chip sowie SD-Ram-Sockel enthalten. Weiterhin wird es möglich sein dass die vorhandene CPU-Erweiterung im A1200 z.B. gleichzeitig nebenher funktionieren soll, sogar wenn auf der anderen Turbokarte selbst ein PPC sitzt. Die beiden PPCs sollen praktisch zusammenarbeiten können. Na da darf man doch gespannt sein!

Elbox war aber nicht die einzige Firma die plötzlich diese Lösung anbot. Auch DCE hat mit seiner Variante eine Lösung gefunden, die aber auf einen anderen Kundenkreis abzielt, nämlich den, der im Besitz einer PPC-Karte (CyberstormPPC oder BlizzardPPC) ist. Dieses Modell nennt sich G-Rex und ist eigentlich nicht ganz so neu wie man vermutet. Denn seiner Zeit hat schon die Firma Phase5 an dieser Lösung gearbeitet, nur DCE brachte dieses Modell nun zur Serienreife und bietet so für die anscheinend genügend große Anzahl von PPC-Kartenbesitzern das passende Stück Hardware zur schnellen PowerPC-CPU.

Die Liste der dafür zur Verfgung stehenden Treiber ist etwas länger:

Dirk ConradDes weiteren konnte man am Stand von Eternity einem kleinen feinen Stück HardwareMAS-Player auf die Schaltkreise schauen. Hierbei handelt es sich um den MAS–Player. Der Entwickler Dirk Conrad erklärte gern jedem Besucher die Funktionsweise und technischen Spezifikationen die der MAS–Player zu bieten hat. Dieses unscheinbare stück Hardware was Platz in einem Sub-D-Steckergehäuse findet, spielt mp3-Dateien nämlich in einer so guten Qualität, wie sie meist nicht mal von PC-Soundkarten erreicht wird ab. Den Hauptbestandteil bildet dabei ein Chip mit der Bezeichnung „MAS 3507D“. dieser unterstützt die Formate MPEG 1 und 2 mit den Layern 2 und 3. Um nun mp3-Dateien anhören zu können braucht man nur noch die Software vom Entwickler selbst, welche es sogar ermöglicht einen alten A500 mit Festplatte (worauf die mp3-Dateien dann gespeichert sind) ohne Rauschen und Stottern abzuspielen. Seit der Messeeröffnung wird der MAS-Player aber auch von AmigaAMP unterstützt womit nun eine benutzerfreundliche Variante der Hardwareansteuerung für besser ausgestattete Systeme zur Verfügung steht.

Aber auch anderswo ist man musikalisch. Man konnte sich so z.B. auch die neue Amiga-Soundkarte „Repulse“ mal aus der Nähe betrachten und sich von 20bit-Sound berieseln lassen. Diese Soundkarte ist modular erweiterbar um per Hardware mp3 dekodieren zu können. Sie kann außerdem im Vollduplex-Mode (gleichzeitig aufnehmen und abspielen) arbeiten und bietet auch sonst einiges, was selbst beim PC nur im Profi-Bereich zu finden ist. Da es sich bei der Repulse um eine Zorro2-Erweiterung handelt, kann sie in fast jedem Amiga eingesetzt werden. Dass auch diese Soundkarte, wie viele andere auch, das AHI–Soundsystem unterstützt kann man wohl als Standard ansehen.

V-TowerBleiben wir noch etwas bei der Hardware. Seit Micronik sich vom Amiga verabshiedete ist das Angebot an Towerlösungen für den Amiga klein geworden. Doch es sollte nicht so bleiben, wie man sehen konnte. Vesalia hat nämlich ein neues Towerkonzept vorgestellt. Der V-Tower war ein echter Blickfang. Das besonders Schöne an diesem Gehäuse ist, dass man alle bekannten Buserweiterungen (Micronik Z2/Z3, Zorro4 und sogar Mediator oder G-Rex) darin einbauen kann und der Zugang zum Inneren durch abhembare Seitenwände erleichtert wird. Zu haben ist dieser Tower ab DM 299,–

Simon the Sorcerer IIAber Hardware war nicht das Einzigste was man auf dieser Messe bestaunen konnte. Auch an neuer und nützlicher Anwendungssoftware und Spielen war kein Mangel zu beklagen. Endlich gab es mal wieder ein schönes Spiel für Adventurefans ala Monkey Island. Ich rede hier von der Fortsetzung des Megahits von 1993-94, „Simon the Sorcerer II“, dieses wurde nämlich zum Messestart in Deutschland eingeführt. Dieses Game erschien zwar schon 1996 auf dem PC aber seit dieser Zeit wartet auch schon die AMIGA-Community auf eine Umsetzung. Naja, besser spät als nie. Aber mal ehrlich, dieses Game hat selbst nach dieser langen Zeit nichts von seinem Charme verloren. Dieses Spiel wird auf CD ausgeliefert und besitzt sogar Sprachausgabe, leider nur in Englisch. :-( Es ist aber trotzdem mehr als Hitverdächtig.

EXODUS
Ein Spiel ganz anderer Machart wurde auch auf der Messe erstmalig zum Kauf angeboten. Alle Fans von NAPALM werden sich schon auf EXODUS freuen. Dieses Spiel kommt aus Polen und zeigt, dass nicht nur die Amis und Engländer gute Games machen können. Ein Test dieses Spiels wird auch in einer der nächsten COMA-Ausgaben erscheinen. Wir sind schon gespannt auf dieses Strategiespiel.

Für Programmierer hielt Haage&Partner den neuen STORM-C Compiler in der Version 4 parat. Neben Netzwerkunterstützung und einem erweiterten Editor sind viele Teile des Compilers verbessert und beschleunigt worden, dabei wurde auch auf eine Portierbarkeit des Compilers auf das kommende AmigaDE besonderes Augenmerk gelegt.

Natürlich hatte Haage&Partner auch das neue AmigaOS3.9 mit passendem Handbuch (optional erhältlich) dabei, sowie PageStream in der neuen Version 4, mit der man nun auch PDF u. HTML-Dateien aus den angefertigten Dokumenten erstellen kann.

Turboprint 7
Wem die Druckertreiber vom AmigaOS nicht reichten, der konnte auch auf das altbekannte Turboprint in der neuseten Version 7 zurückgreifen. Registrierte User konnten sich bei dieser Gelegenheit auch gleich für DM 49,– ein Update ihrer alten Version kaufen. Es gab noch einiges Andere hier zu sehen und zu kaufen, doch ich wollte mich einfach mal auf das konzentrieren was vom größeren Interesse war, sonst werd ich hier nie fertig mit Schreiben.

Thomas Raukamp mit dem AccM-Kalender 2001Zu guter letzt habe ich im Auftrag des AccM noch ein wenig Werbung gemacht indem ich wieder eine Messe-Info verteilte und an einige ausgewählte Firmen und bekannte Persönlichkeiten unseren großen AccM-Kalender 2001 verschenkte. Dieser Kalender ist sonst nur für Clubmitglieder und ist Stückzahlmäßig limitiert. So zu sagen ist dieser Kalender etwas ganz Besonderes. :-)

Unter den Beschenkten war Jürgen Haage, das Amiga-Future-Team und auch Thomas Raukamp vom AmigaPlus-Magazin (hier im Bild zu sehen).

Für alle die, die den Kalender nicht bekommen können, hier mal ein Vorschaubild in geringer Auflösung.

Der AccM Kalender 2001

Zum Schluss ist noch zu sagen, dass trotz der anfänglichen Unannehmlichkeiten diese Messe doch noch ein gutes Ende fand. Es ist der Firma Haage&Partner zur Güte zu halten dass diese Messe warhlich keine lange Vorlaufzeit hatte und die Firma mit der Ausstattung der Messe praktisch Neuland betrat. Es gibt für die Zukunft natürlich noch vieles am Konzept zu verbessern, aber ich denke dass das für das erste Mal schon ganz gut war. Übung macht den Meister heißt es so schön. ;-)

Damit möchte ich nun diesen Messebericht schließen und jedem die Empfehlung geben im Nächsten Jahr ruhig mal wieder eine Messefahrt einzuplanen. Denn das was man dieses Mal zu sehen bekam war wegweisend und hat gezeigt das dieser im Allgemeinen als Tot bezeichnete Amigamarkt noch ganz schön lebendig ist. Vielleicht sieht man sich beim nächsten Mal?!

Manfred Rauer